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1. Theil 3 - S. 123

1880 - Stuttgart : Heitz
Drake. Spanische Armada. 123 Davison wurde ins Gefängniß geworfen und zu einer Strafe von 10,000 Pfund vernrtheilt, wodurch er um sein ganzes Vermögen kam. Dennoch war Jacob außer sich vor Kummer und Zorn und wollte durchaus mit den Waffen den Tod seiner Mutter rächen; nur mit Mühe gelang es Elisabeth, ihn nach und nach zu besänftigen. Nun erst fing Elisabeth recht an zu leben, da sie der Furcht vor Maria überhoben war. Ungestört konnte sie sich nun der Sorge für ihr Land überlassen, und wirklich hat sich auch seit jener Zeit England erst recht gehoben. Vorzüglich fing auch unter ihr erst der englische Handel an zu blühen. Unter ihr lebten die trefflichsten Seemänner Walther Raleigh (sprich Reli), Franz Drake (sprich Dräke) und Thomas Cavendish (sprich Cävendisch). Drake war der erste Engländer, der eine Reise um die Welt machte, d. H. der die Erde umschiffte. In drei Jahren hatte er die große Reise vollendet, und als er (1580), mit Reichthümern beladen, zurückkehrte, besuchte ihn Elisabeth, die seltenes Verdienst gern ehrte, auf seinem Schiffe, hielt dort ein Mittagsmahl und schlug ihn eigenhändig zum Ritter. Er ist als Verpflauzer des Tabaks und der Kartoffeln nach Europa besonders merkwürdig. — Cavendish, ein nicht weniger kühner Seemann, befuhr mit drei kleinen Schiffen das Südmeer und that den Spaniern unendlichen Abbruch. Er nahm ihnen 19 zum Theil reich beladene Schiffe ab und hielt, als er mit reicher Beute (1586) zurückkehrte, einen feierlichen Einzug die Themse hinauf. Seine Matrosen und Soldaten waren in Seide gekleidet, seine Segel von Damast, und seine Beute wurde für die reichste gehalten, die je nach England war gebracht worden. Den größten Dienst aber erwies Drake seiner Königin, als er die große Armada, welche Philipp von Spanien (1588) gegen England ausgerüstet hatte, zerstören half. Er war zwar nicht Oberbefehlshaber der englischen gegen die Armada ausgesandten Flotte, nahm aber thätigen Antheil an der Expedition. Philipp von Spanien war aus mehreren Ursachen gegen Elisabeth aufgebracht und hatte beschlossen, eine Landung in England zu versuchen. Der Papst (Sixtus V.) hatte die ketzerische Königin dazu in den Bann gethan, weil „kein Ketzer ein Recht habe, über Rechtgläubige zu regieren," und dem Philipp England geschenkt — wenn er es nämlich erobern könnte. Dazu rüstete Philipp eine ungeheure Flotte aus, wie man früher noch nie eine gesehen hatte, ließ Schiffe von ungeheurer Größe bauen und nannte die Flotte die unüberwindliche Flotte oder Armada. Hoch-

2. Theil 3 - S. 124

1880 - Stuttgart : Heitz
124 Neue Geschichte. 1. Periode. England. muth kommt vor dem Fall, das hat die Geschichte schon oft gelehrt ; das Schicksal der Armada gab auch ein Beispiel dazu. Bei dem allen war der Elisabeth bei diesen Rüstungen nicht wohl zu Muthe. Schiffe hatte sie fast gar nicht und mußte daher den Kaufleuten erst viele abmietheu. Ob die Engländer zur See gegen die versuchten Spanier bestehen würden, war auch noch eine Frage, und erst zu Lande gab es damals keine besseren Soldaten, als die spanischen. Aber in solchen mißlichen Lagen zeigte gerade Elisabeth ihre Größe. Dann schien sie eine ganz andere Frau zu sein, als die eitle, furchtsame und gehässige, wie sie sich in der Geschichte der Maria Stuart gezeigt hatte. Sie war jetzt ganz Thätigkeit, Entschlossenheit und Geistesgegenwart. Hierhin und dorthin stellte sie Soldatenhaufen auf, bemannte die Schiffe, sah nach allem selbst und zeigte bei jeder Gelegenheit, daß sie zum Herrschen geboren sei. So erschien sie eines Tages selbst im Lager. Auf einem edlen Streitrosse, einen Marschallsstab in der Hand, einen Brustharnisch von polirtem Stahl über den prachtvollen Anzug, einen Pagen hinter sich, der den iveißbefiederten Helm trug, ritt sie mit entblößtem Haupte von Glied zu Glied. Der Muth strahlte aus ihren Augen; ihr Anstand zeigte, daß sie die Königin war, und als das laute Hurrahgeschrei der jauchzenden Soldaten schwieg, hielt sie eine Rede an sie, durch welche der Muth dieser Leute bis zur Kampflust gesteigert wurde. Endlich erschien die Armada im Kanal, geführt vom Herzoge von Medina Sidonia, und fuhr mit stolz aufgeschwellten Segeln bei Englands Küste vorüber. Aber schnell brachen die vielen kleineren englischen Schiffe hervor, fielen die hintersten Schiffe an, schnitten sie ab, versenkten einige und führten andere im Triumphe davon. Dazu kam ein entsetzlicher Sturm, der die unbehülslicheu Schiffe schrecklich umherwarf. Viele gingen unter; der Ueberrest wagte nicht zu landen, und kam in einem ganz zerrütteten Zustande wieder nach Hanse. Dem Herzoge war mit Recht für seinen Kopf bange, denn Philipp war nicht der Mann, der Entschuldigungen anzuhören pflegte. Aber als - Sidonia vor allen Hofleuten sich vor ihm auf die Kniee warf und einige Entschuldigung herstammelte, winkte ihm Philipp aufzustehen und sprach: „Ich habe Euch gegen Menschen, nicht aber gegen Stürme und Wellen geschickt. Steht auf!" Elisabeth, die nie ohne Günstlinge hatte leben können, hatte deren auch im Alter. Der berühmteste darunter ist der Graf von

3. Theil 3 - S. 371

1880 - Stuttgart : Heitz
Peters Iii. Tod. Katharina Ii. 371 nach der gegenüberliegenden Insel und Festung Kronstadt segeln, deren Garnison sich noch nicht entschieden hatte, und sich der dortigen Flotte bemächtigen. Während Peter noch schwankte und dadurch Zeit verlor, kam die Nachricht, die Kaiserin sei in Anmarsch mit 20,000 Soldaten. In Hast schiffte sich Peter mit seinem Gefolge nach Kronstadt ein. Hier hatte sich indessen alles geändert; die Soldaten waren für die Kaiserin in Eid und Pflicht genommen, und als die Jacht, auf welcher der Kaiser sich befand, anlegen wollte, rief die Schildwache: „Wer da!" — „Der Kaiser!" antwortete man vom Schiffe. „Es giebt keinen Kaiser mehr!" —Bei diesem Ruse springt Peter vor, schlägt seinen Mantel auf, um seinen Ordensstern sehen zu lassen, und ruft: „Ich bin es selbst! Kennt ihr mich nicht?" Aber die Wache hält ihm die Bajonnete entgegen und droht Feuer zu geben, wenn er sich nicht augenblicklich entferne. „Fort mit dem Schiff! Hoch lebe Katharina!" schreit die an der Küste stehende Menge. Peter sinkt in die Arme seiner Begleiter und sagt weinend: „Die Verschwörung ist allgemein; seit dem ersten Tage meiner Regierung habe ich es so kommen sehen!" Die Barke blieb während der Nacht auf der See. Katharina war mit ihren Regimentern die Nacht zwischen Petersburg und Peterhof geblieben. Indessen zeigte sich der unglückliche Kaiser ganz rathlos; noch einmal verlangte er Münnichs Rath. Dieser meinte, noch fei nichts verloren; er solle nach Preußen fliehen zu seinem dort stehenden Heere und mit demselben zurückkehren ; aber Peter konnte sich auch nicht dazu entschließen, sondern befahl, ihn bei Dranienbaum ans Land zu setzen, um mit Katharina zu unterhandeln. Er ließ sie bitten, ihn nach Holstein zu entlassen. Statt der Antwort sandte sie eine Entsagungsacte, die er zu unterzeichnen habe. Er unterschrieb ohne Weigerung und wurde zu Wagen nach Peterhof, von hier nach einem Landgute, sechs Stunden von Petersburg, geführt. Aber die Anhänger der Kaiserin hielten den Tod des entthronten Fürsten zur Sicherung ihrer Pläne für nothwendig. Alexei Orlow begab sich mit einigen andern Verschworenen zu dem Gefangenen und unter ihren Händen endete er am 17. Juli sein Leben. Von Katharina ist der Befehl zu dieser schrecklichen That nicht ausgegangen, aber daß sie straflos bleiben würden, haben die Männer, welche sie vollbrachten, wohl gewußt. Am andern Tage wurde bekannt gemacht, daß der gewesene Kaiser an einem Ansalle von Kolik, an welcher er bisweilen litt, gestorben sei.

4. Theil 3 - S. 374

1880 - Stuttgart : Heitz
374 Neue Geschichte. 3. Periode. Rußland. vergebens die Russen um Hülfe flehten. „Nehmt uns nur wenigstens mit euch!" baten sie das russische Hülssheer, als es aus Navariuo in Morea abzog, ohne etwas ausgerichtet zu haben. Aber der russische Befehlshaber Alexei Orlow ließ die Thore vor ihnen schließen und segelte dann ab. Nun ging das Gemetzel erst recht an; in Tripolizza wurden allein 3000 niedergemacht, und wenig fehlte, daß nicht der Befehl gegeben wurde, alle Griechen im ganzen türkischen Reiche ums Leben zu bringen. Von den Siegen der Russen in der Moldau soll hier nicht erzählt werden, wohl aber von dem großen Seesiege bei Skio (1770). Die russischen Admirale Elp Hinstone und Spiritow trafen bei der Insel Skio im Archipel auf den Kapndan-Pafcha, den Befehlshaber der türkischen Flotte. Eine fürchterliche Schlacht! Endlich ergriff das Feuer das türkische Admiralschiff; es flog mit entsetzlichem Krachen in die Luft und riß das russische mit in die Höhe. Eine Menge von Menschen verloren dabei das Leben; nur Spiritow und der Pascha kamen von dem unfreiwilligen Fluge glücklich zurück. Die geschlagenen türkischen Schiffe retteten sich in die Bai von Tschesme an der kleinasiatischen Küste. Sogleich legte sich Elphinstone davor und ließ durch einen englischen Seeoffizier, Dugdale (sprich Dockdähl), während der Nacht die türkische Flotte vermittelst eines Branders anzünden. Sie brannte fünf Stunden lang — ein furchtbar-schöner Anblick! Weithin waren See und Land erleuchtet, und das Krachen der einzeln auffliegenden Schiffe hörte man bis nach Athen. — Elphinstone segelte darauf, um der Kaiserin sein Wort zu lösen, mit seinem Schiffe keck durch die Meerenge der Dardanellen, unbekümmert um die rechts und links auf ihn abgesendeten Kanonenkugeln, warf die Anker Angesichts des Sera'i in Constantinopel, ließ seine Trompeter einen Tusch blasen, trank vor den Augen der erstaunten Türken eine Tasse Thee und fuhr endlich zurück, wie er gekommen war. — Der Krieg wurde beendigt durch den Frieden von Kutschuk Kainardschi, bei Silistria an der Donau (1774). Den zweiten Krieg unternahm Katharina in der Hoffnung, die Türken aus Europa zu verjagen. Daran dachte sie in allem Ernste und hatte auch deshalb über das Thor der am Schwarzen Meere erbauten Stadt Cherson die Überschrift setzen lassen: „Weg nach Byzanz!" Sie hatte dies Reich ihrem zweiten Enkel bestimmt und daher ihn Constantin taufen lassen. Wer weiß auch, ob es ihr nicht endlich gelungen wäre, wenn nicht England und Friedrich

5. Theil 3 - S. 41

1880 - Stuttgart : Heitz
Schmalkaldischer Krieg. 41 88. Der schmalkaldische Krieg, 1547. — Moritz von Sachsen. Kaiser Karl hatte wenig Zeit, sich um die Religionsstreitigkeiten in Deutschland zu bekümmern; er hatte nicht nur mit Franz I., König von Frankreich, vier Kriege zu führen, sondern unternahm auch zwei Seefahrten nach der afrikanischen Nordküste. Die Türken trieben nämlich damals im mittelländischen Meere viel Seeräuberei und plünderten sogar ungeschent die Küsten von Spanien, Sicilien und Neapel. Besonders gefürchtet machte sich der Seeräuber Hayradiu Barbarossa, eines griechischen Töpfers Sohn aus Lesbos, nachher zum muhamedanischen Glauben übergetreten. Er hatte sich mit Erlaubniß des Sultans Algiers bemächtigt, war zum Admiral der türkischen Flotte ernannt worden und hatte endlich das Reich Tunis weggenommen. Der Bei dieses Landes bat den Kaiser Karl um Hülfe. Dieser rief den berühmten Seehelden Andreas Doria aus Genua auf, die kaiserliche Flotte zu befehligen, und begleitete dieselbe, 1535. Hayradin wurde aus Tunis vertrieben, diese Stadt erobert und 22,000 gefangene Christensklaven befreit. Sechs Jahre darauf unternahm Karl einen zweiten Seezug nach der afrikanischen Küste, dies Mal nach Algier, 1541. Hay-radin hatte seine Seeräubereien fortgesetzt und die spanischen Küsten ausgeplündert. Andreas Doria befehligte auch dies Mal die kaiserliche Flotte, aber er rieth dem Kaiser, die Unternehmung aufzuschieben, weil die Jahreszeit — es war im Herbste — ungünstig. Aber Karl ließ sich nicht abreden und begleitete die Flotte. Zwar landete das Heer und berannte Algier. Aber schon in der nächsten Nacht, ehe noch die Zelte, die Kanonen und das Gepäck hatten ausgeschifft werden können, erhob sich ein furchtbares Sturm- und Regenwetter, und am Morgen machten die ausgeruhten Feinde aus noch nicht die Rede gewesen. Er war Dominicanermönch und hatte sich durch ergreifende Beredtsamkeit solche Berühmtheit erworben, daß ihn Horenzo von Medici 1489 nach Florenz zog. Hier übte er bald durch seine Forderung einer Erneuerung des sittlichen und religiösen Lebens, sowie durch die strenge Einfachheit seines Wandels einen großen Einfluß auf das Volk. Aber seine Strenge und seine Freimüthigkeit zogen ihm viele Feinde zu, und da er nicht die Kirche allein, sondern auch den Staat zu reformiren versuchte, so gerieth er in Verwickelungen, welche den traurigen Ausgang nahmen, daß er gefangen und zum Flammentode tierurtheilt wurde, den er muthig und freudig erlitt (1498).

6. Theil 3 - S. 103

1880 - Stuttgart : Heitz
Elisabeth. Maria Stuart. 103 Land zurückkehren, ohne ihre Erlaubniß." Solche Reden wurden der Elisabeth getreulich hinterbracht, und ihr Haß wurde immer heftiger. Sie rüstete eilig eine Flotte aus, um Maria aufzufangen, wenn diese von Frankreich nach Schottland führe. Ohne diese Gefahr zu ahnen, schiffte sich Maria in Calais ein und nahm gerade den Weg, auf welchem die englische Flotte lauerte. Glücklicherweise verbarg sie ein starker Nebel, und so entkam sie. Mit tiefer Betrübniß hatte Maria den ihr so theuern französischen Boden verlassen; alles, was ihr noch so theuer war, ließ sie Hort zurück. Mit sehnsüchtigen Blicken sah sie unverwandt nach dem geliebten Frankreich zurück, bis die Dunkelheit und die Entfernung sie nichts mehr erkennen ließ. Dann ließ sie sich auf dem Verdecke ein Lager bereiten und befahl dem Steuermann, sie sogleich zu wecken, wenn am Morgen das Ufer noch sichtbar sein sollte, um noch einmal Abschied zu nehmen von dem Lande, an welchem alle ihre Neigungen hingen. Am andern Morgen hatte sie auch die wehmüthige Freude, die geliebte Küste noch einmal zu sehen, die sie nie wiedersehen sollte. Die starren Augen auf das ferne Gestade geheftet, rief sie im schmerzlichsten Tone mehrmals aus: „Lebe wohl, Frankreich! Lebe wohl! Ich werde dich nie wiedersehen!" Maria's erste Aufnahme in Schottland war besser, als sie selbst erwartet hatte. Von allen Seiten strömten ihre Unterthanen herbei, sie zu sehen. Kaum 19 Jahre alt, stand sie jetzt in der Blüthe ihrer Schönheit und Jugend, und ihr freundliches, an-muthiges Wesen nahm aller Herzen für sie ein. Aber dieser Trost blieb ihr nur kurze Zeit. „Soll man leiden," schrieen die Prediger von den Kanzeln, „daß dieser Götze (die katholische Lehre) wieder in dem Reiche aufgerichtet werde?" Nichts half, daß sie jedem seinen Glauben ließ und nur für sich um die Erlaubniß bat. Messe in ihrer eigenen Kapelle halten zu dürfen. „Die Messe ist schrecklicher," rief Knox von der Kanzel, „als 10,000 fremde Soldaten, die in dem Königreiche landeten." Und ein Kirchendiener, den das Volk Lichter in die Kapelle tragen sah, wurde vor dem Schlosse Maria's gemißhandelt und entging mit Mühe der Ermordung. Maria, durch ihre Jugend und Erziehung an muntere und gesellige Freude gewöhnt, verwünschte wohl tausendmal ihren Entschluß, nach Schottland gekommen zu sein, und versank in eine bittere Wehmuth, wenn sie die in Frankreich so froh verlebten Tage mit ihrem jetzigen Leben verglich. Ihre Freude ward ihr hier verbittert; ihre Munterkeit wurde für Leichtsinn, ihr unge-

7. Theil 3 - S. 273

1880 - Stuttgart : Heitz
Peter der Große. 273 und wurde in ein Kloster bei Moskau verwiesen, wo sie unter dem Namen Susanns den Schleier nahm. Iwan behielt den Czarentitel, an der Regierung hatte er keinen Antheil mehr; er starb 1696. Peter war nun alleiniger Czar und Selbstherrscher. Am 9. September 1689 hielt er seinen feierlichen Einzug in den Kreml. Rasch ging er nun an die Durchführung der von den ersten Romanows eingeleiteten Umwandlung Rußlands zu einem europäischen Staate. Einst ging er, 19 Jahre alt, in einem Dorfe bei Moskau durch einen Speicher, in welchem altes Hausgeräth aufbewahrt wurde. Da fiel ihm ein Boot in die Augen. „Warum ist das anders gebaut," fragte er gleich, „als die Schiffe, die ich auf der Moskwa sehe?" — „Es ist ein englisches Boot," antwortete man ihm, „und sowohl zum Rudern als zum Segeln zu gebrauchen." — „Das möchte ich sehen," rief Peter; „ist denn niemand da, der es regieren könnte?" — Man sagte ihm, vielleicht verstände es ein alter holländischer Tischler, Karsten Brand, der ehemals Schiffszimmermann gewesen sei. Er wurde gerufen, setzte das Boot wieder in Stand und fuhr dann vor den Augen des erstaunten Ezaren den Strom hinab und hinauf. Nun trat Peter selbst ans Steuer und das Wasser war von jetzt an sein Element. Bald war ihm der Fluß, bald ein großer Teich zu enge; das Schiff mußte in einen See gebracht werden. Diesem Schiffe folgten bald mehrere, die der alte Brand ihm bauen mußte. „ Könnte ich doch nur einmal ein Seeschiff sehen!" rief Peter sehnsüchtig aus. Rußland hatte aber damals noch kein Land an der Ostsee und am schwarzen Meere: das weiße Meer war das einzige, wo Peter seine Sehnsucht stillen konnte; dorthin reiste er. Er kam nach Archangel. Wie schlug ihm das Herz, als das weite Meer mit vielen holländischen Schiffen vor seinen trunkenen Blicken dalag! In der Tracht eines holländischen Schiffers befuhr er selbst die See und munterte die Holländer auf, recht bald wieder zu kommen. Als er zum zweiten Male in Archangel war, überfiel ihn mitten auf dem Meere ein Sturm. Die Gefahr war so groß, daß alle Schiffer beteten und ihr Ende erwarteten. Nur Peter war unerschrocken, sah auf den Steuermann und wollte diesem Vorschriften geben, wis er lenken müsse. Dieser aber wurde ungeduldig. „Geh mir vom Leibe!" fuhr er den Czar an; „ich muß wissen, wie man steuern soll; ich weiß das besser als du!" Und wirklich brachte er auch das Schiff glücklich an das Ufer. Hier aber fiel er vor dem Czar aus die Kniee und bat ihn wegen seiner Grobheit um Verzeihung. Weltgeschichte für Töchter. Hi. 16. Aufl. 18

8. Theil 3 - S. 277

1880 - Stuttgart : Heitz
Peter der Große. 277 nöthigte, ihre zarten Hände zu verderben. Peter dagegen zeigte gern die harte Haut seiner Hände, weil sie ein Beweis seiner Arbeitsamkeit war. Doch führte ihn sein Streben, Vornrtheile zu bekämpfen, oft bis zur rohesten Härte. Einer feiner Höflinge mußte, ob ihm gleich die Hände davon bluteten, ein Tau drehen, und andere zwang er, als sie auf der Anatomie vor einem Leichnam zurückschauderten, die Sehnen mit den Zähnen abzulösen. Recht in den Tod zuwider war es ihm aber, wenn ihn die Leute wie ein Wunderthier angafften. Manchmal standen sie in dicken Haufen vor feiner Thüre, wenn sie wußten, daß er ausgehen würde. Dann kam er entweder wohl gar nicht, oder es setzte tüchtige Püffe rechts und links. Nach einer siebenwöchentlichen Arbeit kehrte er nach Amsterdam zurück, und statt mit Zerstreuungen die Zeit zu todten, suchte er Gelehrte, Künstler und Handwerker auf, bei denen er etwas lernen konnte, nahm auch viele davon in feine Dienste und schickte sie nach Rußland. Dasselbe that er in England, wohin er nun reifte. Selbst Rattenfänger nahm er in seinen Dienst, und als Ratten und Mause auf den russischen Schiffen überhand nahmen, ließ er eine ganze Schiffsladung holländischer Katzen nach Rußland kommen. Einen großen Genuß verschaffte ihm in England König Wilhelm, indem er vor ihm eine Seeschlacht aufführen ließ. „Wäre ich nicht zum Ezaren des russischen Reichs geboren," rief er einmal aus, „so möchte ich ein englischer Admiral fein!" Drei Monate blieb er da. Als er auf der Rückreise wieder über Holland ging und ihn hier bei einer seiner Wafferfahrten auf der Zuyder-See (sprich Seuder-See) ein Sturm überfiel, war er allein ganz unerschrocken. „Habt ihr denn je gehört," sagte er zu den bebenden Schiffern, „daß ein russischer Ezar in Holland auf der See ertrunken sei?" — Nun ging es Über Dresden nach Wien, wo es ihm sehr gefiel; und eben wollte er nach Italien gehen, als er die Nachricht erhielt, die Strelitzen hätten sich schon wieder empört. Wie ein ergrimmter Löwe fuhr er auf und eilte schnell nach Rußland zurück. Auf der Reife durch Polen besuchte er den König dieses Landes, den starken August Ii., dem es ein Leichtes war, ein Dutzend zinnerne Teller wie ein Papier zusammen zu rollen. Auch dem Czaren gab August eine Probe seiner Stärke, indem er mit einem schönen Säbel einem polnischen Ochsen den Kopf mit einem Hiebe abschlug. „Schenkt mir den Säbel," sagte Peter; „er ist mir nöthig, um das Haupt des Empörungsdrachen

9. Theil 3 - S. 285

1880 - Stuttgart : Heitz
Erbauung von St. Petersburg. 285 schwedische Armee bei ihm vorbeigefluthet, so machte er sich gleich darüber her, oben in Jngermannland eine neue Stadt zu bauen. St. Petersburg wurde sie genannt und sollte die Hauptstadt seines Reichs werden. Wenn Peter einmal etwas unternahm, dann wurde es auch mit allem Eifer betrieben, und so wurden auch jetzt viele Tausend Bauern, wovon manche 2—300 Meilen weit her waren, zusammengetrieben, und mußten graben und schanzen. Aber zum Unglück war weder für hinlängliche Lebensmittel noch für Handwerkszeug gesorgt. Da fehlte es an Schaufeln, Hacken und Brettern, und Schubkarren kannten die Russen noch gar nicht einmal. Zwanzigtausend mußten täglich arbeiten und die Erde in den Schößen ihrer Röcke herbeitragen. Viele Tausend Menschen gingen dabei zu Grunde, der Bau aber machte reißende fortschritte. Nachdem binnen vier Monaten die Wälle und Gräben vollendet waren, ging es an den Häuserbau. Freilich waren es nur hölzerne Hütten; wer sollte darin wohnen? — Da ließ sich der Fürst Meuschikow hier nieder, und schon seine vielen Hofbedienten nahmen viele Häuser ein. Auch blieben manche der Arbeiter, die sehr weit nach Hause hatten, lieber gleich hier und bauten sich an. Zufällig kam ein holländisches Schiff mit reicher Ladung an. Peter war darüber so erfreut, daß er ihm entgegenfuhr und es selbst in den Hafen lootsete. Dann gab er dem Schiffer ein Gastmahl. Wie wunderte sich der Mattn, als er hörte, der mit am Tische saß und den er bisher für einen Lootsen gehalten hatte, sei der Czar! Wie geschwind flog seine Mütze vom Kopfe herunter! Peter kaufte ihm einen großen Theil seiner Ladung ab; bald war das Schiff leer, und der Schiffer wurde obendrein reich beschenkt entlassen. Vergnügt kam er nach Holland zurück und bald mehrten sich die Schiffe im Hafen von Petersburg, die alle eben so freundlich ausgenommen wurden. Das lockte wieder viele Kaufleute hin und so wurde die Stadt immer größer. Freilich mußten sich auch viele russische Große da nieder- • lassen, weil der Czar es so haben wollte. Das geschah 1703. Ein recht schöner Zug muß noch hier von Peter erzählt werden, ein Gegenstück zu Tilly's Betragen in Magdeburg. Die Stadt Narwa, dieselbe, wo Karl die große Schlacht gewonnen hatte, wurde vom Czar wieder belagert. Sie war schwach; aber der schwedische Commandant wollte sie durchaus nicht übergeben. Da ließ Peter zur Mittagszeit, als die Schweden tafelten, stürmen und gewann die Festung. Vorher aber hatte er streng verboten.

10. Theil 4 - S. 116

1880 - Stuttgart : Heitz
116 Neueste Geschichte. 1. Periode. herab, erst im Schritt, dann in schnellem Lauf und mit schmetternder Schlachtmusik. Während nun Napoleon einen Theil seines Heeres gegen die Preußen umwenden ließ, wollte er den letzten Augenblick benutzen, um die ermatteten Engländer durch einen nochmaligen verzweifelten Anlauf niederzuwerfen, und ließ den größten Theil seiner berühmten Garden mit fürchterlicher Gewalt gegen sie anrücken. Aber auch Wellington nahm seine letzten Kräfte zusammen, und es entspann sich ein wahrhaft furchtbarer mörderischer Kampf. Die Preußen rückten von der andern Seite im Sturmschritt immer zahlreicher heran, und ihrem Andringen vereint mit der Engländer heftiger Gegenwehr vermochten die Franzosen nicht mehr zu widerstehen. Plötzlich erscholl unter diesen das unheilvolle: Sauve qui peut! (Rette sich, wer kann!) und sofort trat eine gänzliche Auflösung der Schlachtordnung und die wildeste Flucht ein. Alles Geschütz fiel den Verbündeten in die Hände und nur der vierte Theil der französischen Armee wurde gerettet. Das war die Schlacht von Waterloo oder La Belle-Alliance, so genannt, weil Blücher und Wellington nach derselben an einem Meierhofe dieses Namens, von wo aus Napoleon seine Befehle ertheilt hatte, sich begegneten und freudig umarmten. Und mit Recht führt sie diesen Namen, weil hier so viele Völker in wahrhaft schönem Bündniß für Europas Befreiung kämpften. Die Verfolgung des flüchtigen Feindes wurde dem General Gneisen au aufgetragen, welcher an der Spitze der Jäger und leichten Reiterei die aufgelösten Haufen in wilder Flucht vor sich herjagte. Fast wäre bei Genappe Napoleon selbst in der Preußen Hände gefallen; so eilig mußte er aus seinem Wagen herausspringen, daß sein Hut, Degen und der schwarze Adlerorden zurückblieb, mit welchem der König von Preußen nun Gneisenau's Brust zierte. Des großen Abenteurers Schicksal war jetzt entschieden: die Kammern, welche ihm vor wenigen Tagen noch zugejauchzt, stellten jetzt die Forderung an ihn, daß er dem Throne entsage. - In der That dankte er zum zweiten Male zu Gunsten seines Sohnes ab, und, da die Verbündeten sich bereits Paris näherten, begab er sich nach Rochefort, um wo möglich nach Amerika zu entkommen. Englische Schiffe aber bewachten den Hafen, und so sah er sich genöthigt, sich einem englischen Schiffscapitain, Maitland, zu ergeben. Dieser ließ ihn an Englands Küste bringen, von wo er,
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